23.08.2021 | Opel

Opel Manta GSe ElektroMOD: das unglaubliche „Making of“

Am Anfang war das Auto, genauer: ein orangeroter Manta mit schwarzem Vinyldach in der Sammlung von Opel Classic. Ein typischer Vertreter der bunten, wilden Siebziger, eine Stilikone. Aus erster Hand, ordentlich in Schuss, wenn auch ein wenig verlebt. Das Geschenk einer Dame aus Wiesbaden, die den Wagen 1974 neu gekauft, 14 Jahre lang gefahren und wohl auch geliebt hat.

Die zündende Idee technisch gesehen ein schiefes Bild, aber was soll´s (Zwinkersmiley!) kam von den Opel Classic-Experten. Warum nicht den Ur-Manta elektrisch zu neuem Leben erwecken, mit sattem Drehmoment an der Hinterachse und ohne Verbrennergetöse? Der Gedanke war geboren und wurde mit anderen Herzblut-Opelanern leidenschaftlich geteilt – mit Designern, Modellbauern, Ingenieuren und Mechanikern, Produkt- und Markenexperten.

So wurde ein 50-jähriger Oldtimer zum automobilen Kind unserer Zeit. Elektrisch, emissionsfrei und vor allem: so emotional, wie es sich für eine wiederbelebte Legende gehört. Einen Namen hatte dieses Kind ebenfalls schon, auch wenn es vorerst noch in den Köpfen der Beteiligten herumrauschte. Opel Manta GSe ElektroMOD, eine „Hommage an den Manta von früher und ein Brand Statement für die Gegenwart“. So viel Enthusiasmus steckte wohl auch die Entscheider in der Geschäftsführung umgehend an. Jedenfalls kam für das Projekt flotter grünes Licht als an der schnellsten Ampel Rüsselsheims.

Da harrte also besagter Manta A unrestauriert der Dinge, die da womöglich noch kommen sollten. Was dann tatsächlich kam, hätte er sich bei aller Alterweisheit wohl kaum träumen lassen. Das Entwicklungsteam schaffte es nämlich, das Charisma des Ur-Manta zu konservieren und ihn gleichzeitig mit Neuzeit-Features wie der Pixel-Vizor-Front, LED-Technologie, einem volldigitalem Cockpit und eben batterieelektrischem Antrieb aus den Siebzigern regelrecht in die Gegenwart zu beamen. Die hohe Schrauberschule war ebenfalls gefragt, denn zahlreiche Komponenten mussten in der Konzeptwerkstatt zurecht- und maßgeschneidert werden. An die Stelle der original Manta A-Sitze beispielsweise, die noch keine Kopfstützen besaßen, rückte zupackendes Recaro-Gestühl, wie es seinerzeit im Opel ADAM S zum Einsatz kam.

Die Erstbesitzerin hatte für ihren Liebling ein Automatikgetriebe gewählt, für dieses Auto seinerzeit eine selten gewählte Option. Für den GSe ElektroMOD wollte das Team aber unbedingt das klassische Vierganggetriebe. Also konstruierten die Techniker eine Adapterplatte, die das Opel-Getriebe mit einer größeren Kupplung verband, und montierten eine längere Kardanwelle aus dem Classic-Teileregal. Die Bremsanlage wurde der erhöhten Fahrzeugleistung angepasst und an der Vorderachse verstärkt, die Hinterachse von Trommel- auf Scheibenbremsen umgerüstet.

Das Fahrwerk des Neoklassikers ist so abgestimmt, dass an der Hinterhand reichlich Traktion zur Verfügung steht, immerhin hat der Synchron-E-Motors 147 PS elektrische Pferdchen manierlich auf die Straße zu bringen. Die im Kofferraum eingebaute 31 Kilowattstunden fassende Lithium-Ionen-Batterie unterstützt ebenfalls die Traktion, zusätzlich rückte sie für eine möglichst ausgewogene Schwerpunktlage ein Stück in Richtung Fahrzeugfront.

Gegenüber dem Original legte der ElektroMOD nach dem Umbau zwar um 175 Kilogramm zu. Im Vergleich mit heutigen Verbrennern (wie altmodisch das plötzlich klingt!) ist er aber immer noch ein äußerst fahraktives Leichtgewicht. Die elektronisch limitierte Höchstgeschwindigkeit liegt bei ordentlichen 150 Sachen, der Atem des Akkus reicht bei gesitteter Fahrweise für etwa 200 Kilometer. Rekuperiert wird auf Knopfdruck über einen Schalter im Handschuhfach. Der Motorstart erfolgt zwar lautlos, aber klassisch via Zündschlüssel. Dann muss der Fahrer nur noch entscheiden, ob er einfach den 4. Gang einlegt und im Neuzeitstil losdüst oder – wie es sich eigentlich gehört – stilvollendet den Taktstock des Opel-Getriebes schwingt.

„Faszinierend!“ Nicht nur Spitzohr Mr. Spock  würde wohl für eine Ausfahrt mit dem GSe ElektroMOD sogar die Enterprise in der Garage lassen.