11.08.2022 | Volkswagen

Modell Special VW Golf R

STYLE CHECK – Das Fazit der Redaktion

Grrrollendes R

GTI, schön und gut. Aber manchem Anhänger der reinen Leistungslehre ist dieser immer noch eine Spur zu kompromissbehaftet, einen Tick zu alltagsweich gespült. Die greifen dann lieber zum „R“. Zumal der jetzt auch in der Kombiversion Variant zur Verfügung steht, also nicht nur als allradelndes Kraft-, sondern auch als schluckfreudiges Pack-Paket. Entsprechende Solvenz natürlich vorausgesetzt, denn der Tarif für derart gehobenen Fahrspaß liegt jenseits von 50 Mille, und zwar deutlich. Womit der größte Makel des R schon benannt ist. Allerdings: Kompakt ist nur sein Äußeres, in puncto Performance und Technologie ist er eine Klasse für sich. Und bietet manch deutlich teurerem Hochkaräter in einer Weise die fliehende Stirn, die dann doch wieder jeden Cent wert ist.

MODELL CHECK – Das sagen die Testprofis

Golf R Variant

Unter dem Motto „320 PS  für die ganze Familie“ nimmt auto-motor-und-sport.de ein erstes Fahrpröbchen vom königsblauen Kombirenner. Und ist angetan, obwohl – oder gerade weil – dieses Auto „nicht viel Sinn“ ergebe, „wohl aber viel Fahrspaß.“ Dank „viel Power, viel Fahrsicherheit“ und mehr dynamischem Potenzial, „als es Kind und Kegel je vertragen würden.“

„Besser denn je“ seien die fahrdynamischen Anlagen, resümiert "ams" an anderer Stelle. Wolfsburger Triumphgeheul wird trotzdem konsequent abgegrätscht. „Auf dem Weg zum automobilen Multitool“ weise der R Variant einfach zu viele Funktionalitätsmängel auf: ein beim Kaltstart „maximal träges“ Infotainment samt umständlicher Bedienung, Mängel in der Verarbeitung „und das viele Hartplastik“ trüben bei aller Dynamik den Gesamteindruck doch sehr.

Und wer sich schon vom happigen Tarif für den Familiensportler nicht abschrecken lässt, dürfte das angesichts der eigens ermittelten Fahrspaß-Bremskräfte „Kosten und Realverbrauch“ erst recht nicht tun.

„Zweifelsfrei ein seriöses Performance-Auto“ sei der niedersächsische Rucksack-Racer, bilanziert motor1.com. Und, „gepaart mit diesem Raumangebot und der aussterbenden Lässigkeit dieser Karosserieform“, auch ein brauchbares Familienauto. „Wären da nicht die unterdurchschnittliche Bedienbarkeit und ein horrender Testwagenpreis.“

Das Allroundtalent des R Variant  für die Wege zum Rewe-Markt wie zur Rennstrecke steht auch für autozeitung.de außer Frage. Trotzdem rät die Redaktion zum „Anschnallen“, bevor der VW-Händler zur Kasse bittet: Über 50.000 Euro Einstiegspreis, Super Plus als bevorzugte Spritsorte bei „eher optimistischen“ 7,9 Litern WLTP-Verbrauch bedeuteten auch in diesem Fall: „Golf spielen kostet halt Geld“.

Die kleinlich-genussfeindliche Sinnfrage  bügelt auch autobild.demal eben weg. Sinnvoll? Sicher nicht! „Aber Fahrspaß war schonimmer ein bisschen sinnlos. Und dieser Kombi macht Spaß, immer!“ Klares Statement,oder?

Golf R

Mit der rhetorischen Frage, ob das viel geschmähte und „weiterhin unfertig wirkende“ Infotainment-System das Gesamtbild trübe, besteigt autoscout24.de den Golf R. Und klärt auf: „Um ehrlich zu sein: kaum“. Das Fahrerlebnis gehe „weit über das Erwartete hinaus“, so agil, wandlungsfähig, schnell und stabil habe man „noch keinen Golf erlebt“. Trotz eines Bedienkonzepts Marke „Smartphone-Generation“ sei das Fahren „so analog und so gut wie eh und je“.

Zwei nüchterne Sätze bilden das Fazit  von autobild.de: Der 320-PS-Kraftmeier mit Performance-Paket mache „definitiv mehr Laune als sein Vorgänger“, allerdings müsse einem der gebotene Spaß auch „mehr als 50.000 Euro wert sein“. Dem Probanden schreibt man eine 2 ins Zeugnis.

Dieser Golf „R-agt heraus“,  wortkünstelt auto-motor-und-sport.de etwas bemüht. Deutlich müheloser kurvt da schon der Testkandidat um Eck, und  das „bei jedem Wetter zügig“ und driftend „wie ein ganz Großer“. Selbst das geschmähte Infotainment funktioniere nun endlich, auch „wenn die Bedienung beim Generation VII um Welten besser war“. Einen Haken sieht "ams" am ehesten beim Preis: „Mit Performance-Paket kostet der Golf R deutlich mehr als 50.000 Euro.“

„Perfektion mit 320 PS“  betitelt das auto-medienportal.net seinen Fahrbericht. „Mit überragenden Fahrleistungen und sauber abgestimmtem Fahrwerk“ distanziere sich der kompetente Allrounder deutlich von „bisweilen etwas halbstarken Angeboten in seiner Klasse“. Dieses überzeugende Paket habe seinen Preis, auch wenn der R dafür wenige Wünsche übrig lasse. „Schöne Grüße nach Stuttgart und München“ übermittelt das gleiche Portal in einem späteren Test. Der Highend-Golf generiere ein Fahrgefühl, „das München und Stuttgart so nicht bieten“. Nicht gut zu Gesicht stünden ihm dagegen das „hausbackene Frontdesign und das Bedienkonzept“. Und auch die „wegrationalisierte ESP-Taste“ wolle „zu Launch-Control, Driftmodus und Nürburgringabstimmung“ nicht recht passen.

Das größte Problem des Golf R sei sein Stallgefährte GTI, konstatiert focus.de. Dank seines „direkt am Gas hängenden“ Vierzylinder-Turbos, „prächtig abgestimmtem“ Doppelkupplungsgetriebe und Vorderachs-Quersperre sei der schwächere Bruder mit Frontantrieb so gut, dass sich die Unterschiede „in einem vertretbaren Rahmen“ hielten. Lediglich in schnellen Kurvenkombinationen ergebe sich für den R dank 4x4-Antrieb ein markanter Dynamikaufschlag.

In diese Richtung gingen wohl auch die Überlegungen der Testredaktion von autobild.de, die den Vergleich R gegen GTI und GTI Clubsport auf die Räder stellte. Hier landet der R („beeindruckender Antrieb“, „fürs Gebotene aber zu teuer“) zwischen den GTIs, wobei sich der Clubsport („fahraktiv und handlich, gieriger Motor, vertretbarer Preis“) den Sonnenplatz auf dem Siegertreppchen sicherte. Dem drittplatzierten Serien-GTI, in Sachen Sportlichkeit nun wirklich ein Seriensieger in der Hot Hatch-Liga, fehle es im direkten Vergleich an „konsequentem Sportsgeist“.

Mit Golf R und dem Porsche Cayman  lassen die Hamburger Profitester von  autobild.de zwei Welten des Volkswagen-Universums aufeinanderprallen. Als „sehr sportliches Alltagsauto“ sei der Top-Golf „fast unschlagbar“, heißt es im Fazit. Auf Platz 1 aber stehe „verdient der 718, der schon in der Basis ein Vollblut-Sportwagen ist.“ Der R wird damit leben können. Zumal er sehr nah dran ist am schwäbischen Flachmann.

Einen regelrechten Narren scheint autozeitung.de am Golf R gefressen zu haben, die den bulligen Wobber gleich drei Mal in die Arena schickt. Den Premium-Konzernkollegen Audi A3 Sportback  lässt er dabei klar hinter sich. Auf abgesperrter Strecke sei der Golf nicht nur „eine Klasse für sich“, sondern dabei auch „narrensicher unterwegs“. Ein „Performance-Feuerwerk“, das aber „selbst VW nicht mehr zu einem vernünftigen Preis anbieten“ könne.

Zu einer wahren Hymne am Gipfelkreuz des Hot Hatch-Horns gerät gar der Vergleich mit dem Toyota Yaris GR. „Kultiviert, raffiniert, souverän und ein klein wenig haarsträubend“ lautet das Credo zum Wolfsburger, während  „bellende, hart fräsende Ekstase“ die (von mindestens einer Rallyemuse geküsste) "Pocket Rocket" aus Fernost personifiziert. Punktefuchsereien wären angesichts dieses großartigen Paarlaufs wohl zu kleinkrämerisch. Einen Sieger gibt es also nicht, dafür ein Resümee auf Augenhöhe: Beide seien „brillante Vertreter einer ganzen Gattung.“

Im obersten Regal der Kompaktler-Sportabteilung reüssiert auch der BMW M240i, folgerichtig muss der Münchener gegen das rollende R aus Niedersachsen ebenfalls Farbe bekennen. Was er auch tut, und zwar nachdrücklich.„Gegen das Gesamtpaket des 2ers hat der VW Golf R keine Chance“, lautet das Fazit. Weil der Münchener eine Fahrmaschine sei, die alles der Dynamik unterordne.

Ganz vorne landet er  dagegen im auto-motor-und-sport.de-Dreikampf gegen Audi S3 Sportback und BMW M135i. Weil er liefert, „was das R erwarten lässt“ und den „Kurvenversteher“ aus Ingolstadt ebenso hinter sich lässt wie den Einser „für gesetzte Angaser.“

In der Redaktion der Schweizer  blick.ch schließlich soll der Aufsteiger Hyundai i30N dem R zeigen, wo der Korea-Hammer pendelt. Und vor allem, wie heftig er zuschlägt. Der Unterhaltungswert des rotzfrechen Asiaten jedenfalls erwärmt schon mal das Testerherz: „So viel Drama brauche ich nicht jeden Tag. Aber wenn, dann bitte genau so.“ Der Wolfsburger koste zwar „fast schon unverschämt viel“, sei aber dezenter unterwegs, mehr Gentleman als Krawallo. „One Size Fits All“ gewissermaßen. Oder aus der Schweizerischen Perspektive: „Der Golf R geht einfach immer!“

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