26.12.2022 | Motorsport-Historie

„Einfach eine geile Zeit“ - hochoktaniger Lesestoff nicht nur für Race-Romantiker

Hier geht es nicht um eine „sentimental journey“ in glorreiche Zeiten praller Testosteron-Konten, wie man bei flüchtigem Ansehen des wuchtigen Werks annehmen könnte. Es geht um Sport, ehrlichen Motorsport, um eine Benzin fressende, röhrende und geifernde Meute, die sich einst in wilden Hetzjagden um die besten Plätze im Asphaltrevier balgte. Wo keiner dem anderen einen Zentimeter gönnte, nicht mal eine Zehntelsekunde.

So ging es zu, Anfang der Siebziger bis in die Mitte der Achtzigerjahre in der Deutschen Rennsportmeisterschaft. Einer Rennserie, von der nicht nur Nostalgiker behaupten, sie sei die beste aller Zeiten gewesen. Weil es eben nicht nur um Ergebnisse ging, wie dieses Buch glaubhaft widerspiegelt. Sondern auch um die Köpfe und Charaktere, die im Vordergrund und "Backstage" dieses irre Karussell am Rotieren hielten. Vorne dran natürlich die Fahrer, seinerzeit noch keine medial durchgestylte Typen, die mehrfach chemisch gereinigte PR-Phrasen druckreif raushauen. Sondern Querfahrer und Querköpfe mit eigener Meinung, verwegenen Frisuren, Koteletten im Elvis-Format und vorsegelbreiten Schlaghosen.

All das zeichnen die Autoren Gustav Büsing und Uwe Mahla so akzentuiert, unterhaltsam und humorvoll nach, wie es nur jemand vermag, der diesen Sport und seine Protagonisten bestens kennt. Und liebt. Als unmittelbar beteiligte Berichterstatter schöpfen sie dabei aus tiefsten Insiderquellen, sind "mittendrin statt nur dabei" und verschmelzen das Faktische so gekonnt mit dem Atmosphärischen, dass selbst Fachfremdler und flüchtig Interessierte gerne mit auf die Reise gehen. Dieses Buch, Kapitel für Kapitel verfilmt als schöne Netflix-Serie – ich wüsste, wie meine nächsten Abende auf der Couch aussähen.

Das wäre genial, pardon: geil!

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