29.08.2023 | Ford

Modell Special Focus ST - ein Frosch zum küssen

STYLE CHECK – Das Fazit der Redaktion

Kiss. This. Frog! 

Denn der Focus ST zeigt, wie Hot Hatch geht, das automobile Fast-Food der Jungen und Wilden! Angerichtet mit Zutaten vom Technik-Frischemarkt, gekonnt gewürzt, mit geübter Zunge abgeschmeckt und präzisem Timing „medium rare“gegart. Dem Streben nach Universalität, wie es der Golf GTI seit Jahrzehnten und Generationen in geradezu zermürbender Vollendung zelebriert, setzt er einen eher singulären Charakter entgegen: konsequente Sportlichkeit, aber mit Maß und Dosis. Zuweilen extrem, aber nie extremistisch. Weder elitär noch prollig, extrovertiert im Erscheinungsbild, aber ohne aufdringliche Überzeichnung. Den kann man sich, im Unterschied zu vielen seiner Konkurrenten, auch als Best-Ager noch in die Garage stellen, ohne sich einer massiven Pubertätsverschleppung verdächtig zu machen.

Den künstlich gepimpten Motorsound überhören wir großzügig, weil sich der Focus ST ansonsten jedwede Aufschneiderei verkneift. Die er auch wahrhaftig nicht nötig hat, denn sämtliche Basics des Fahrvergnügens werden sortenrein serviert: die Leistung linear und satt, hubvolumig der Biss, der Antritt ohne Traktionsverlust. Dazu Bremse und Lenkung mit feiner Dosierbarkeit und Rückmeldung sowie ein kompetentes Fahrwerk, das von der schnellen Links auf der Hausstrecke über stumpfe Ecken bis zu Serpentinen-Aufläufen begeistert wegschnabuliert, was man ihm vorsetzt. Kann man so lassen. Ebenso wie den froschgrünen Sportdress, der den Focus ST ausnehmend gut kleidet. Finden wir. Es gibt eben auch Frösche, die man küssen kann.

MODELL CHECK – Das sagen die Testprofis

Als „Fiesta auf Anabolika“ begrüßt
auto motor und sport im Sommer 2019 den ST vierter Focus-Generation zum ersten Fahrbericht. Und lüftet nach sichtlich freudvoll absolvierter Testarbeit den imaginären Hut: Die Kölsche Knallbüchse schaffe „den fahrdynamischen Spagat zwischen dem Klassen-Radikalo Civic Type R und dem Streber Golf GTI“. Beim gleichen Anlass attestiert ihm die Auto Zeitung ebenfalls „alle Anlagen, im Segment der Kompaktsportler eine gewichtige Rolle zu spielen. Und das nicht nur fahrdynamisch, der ST überzeugt nämlich auch in der Rolle eines veritablen Fahrbahnscheichlers, der neben souveränen Surfeinlagen auf der Querkraft-Welle „mit seinem hohen Komfortniveau“ beeindruckt.

Einen „sehr unterhaltsamen Kompaktsportler“
entdeckt
  auch motor1 beim ersten Date. Wer auf den Hot Hatch-Typ wilder Hund steht, der aufs Eierlegenkönnen und Wollmilchsauen verzichtet und stattdessen mit einer halbwegs dezenten Dosis Bad Boy daherkommt, könne kaum besser bedient werden. Die Mittel dazu: „Extrem gut aufgelegter“ Motor, „grandios verspieltes“ Fahrwerk, knackige Fahrdynamik und „jede Menge Spektakel“. 

Selbst der Stern als seriöser
Reportagen-Generalist  geht den „Kölner Kampfsportler“ keineswegs mit hanseatischer Distanz an, sondern findet gleich den richtigen Zugang. „Downsizing? Pft! Alter Käse. Rightsizing“, blafft es trotzig aus dem Magazin. Und zwar in Form von 2,3 Litern Hubraum. Man genießt „herzerfrischenden Fahrspaß“, der jedem, „der nur ein Tröpfchen Benzin im Blut hat, das Herz aufgehen“ lasse. Klares Statement, danke Hamburg!  

Die Kollegen von Alles Auto bestätigen
ebenfalls das alte Motoristen-Mantra, Hubraum sei „auch in Zeiten des Downsizings unersetzbar“, loben außerdem die Leichtfüßigkeit des rheinischen Heizers samt „prä­­ziser Sechs­gang-Schaltung mit extrem kurzen Wegen und hervorragender Ganganschlüs­se“. Das Handling des ST sei „ein Traum“, der Focus klebe „in schnellen Kurven auf der Straße, dass es eine Fahrfreude“ sei.

„Im Bann der Zentrigufe“ wähnen sich 
gar die Landsleute von motorprofis.at. „Obwohl  sich der Focus ST im Alltag angenehm unauffällig“ verhalte, ziehe er „mit seiner erstklassigen Kurvenzentrifuge in den Bann“. auto-motor.at stimmt willig ein in den Lobgesang auf den Straßenkämpfer aus der Schunkel-Metropole: „Geht wie die Feuerwehr und lässt nichts anbrennen“. Besonderen Gefallen finden „Fahrwerk, Performance, Sportsitze, Design, Ausstattung, Fahrspaß“ – also eigentlich alles. Dennoch: „Zu viel Racing für den Alltag, derzeit kein Allrad und keine Automatik verfügbar“. Die es inzwischen aber gibt, auch wenn sie wohl die wenigsten ordern.

Dass selbst bei der distinguierten FAZ bekennende
Petrol Heads durch die Redaktionsgänge huschen,
zeigt die „Sternstunde der Vergesslichkeit“. Deren Autor übersetzt nämlich das „ST“ kurzerhand mit „STernstunde“und attestiert dem Focus, dass er gehe „wie der Teufel“. Auch wenn das künstliche, via Lautsprecher in den Innenraum gespielte Motorbrabbeln „etwas albern“ wirke. Hier werde auf sympathischer Art „ohne Krawall einfach Spaß“ bereitet. Für „enormen Spaß“ sorgt der Focus ST auch bei Tester von auto-medienportal.net. Der „waschechte Sportler“ klebe „verbindlicher als mancher Umweltaktivist“ auf dem Asphalt und giere nicht nur nach Kurvenbiegungen aller Art, sondern überrasche auch mit alltagstauglichen Komfortreserven.

Die Schweizer Heizer von
radical-mag.com schließlich, um launige Sprachgirlanden nie verlegen, halten fest: Für zarte Gemüter sei dieser Focus nichts. Verweichlicht sei hier aber ebenfalls nichts. Der ST bestätige „dass sie Fahrwerke in Köln können und die Motor-Getriebe-Liaison eine glückliche sei: „Kein Turboloch, stets sauber anliegendes Drehmoment und kurze Schaltwege“. Bei dieser klaren Focussierung auf Fahrdynamik solle Ford den künstlichen Motorsound („Reminiszenz an den alten Fünfzylinder“) „einfach streichen“. 

Keine Frage, dass der Auftritt der Kölner
Knallbüchse Revierkämpfe um die Vorherrschaft
im Hot-Hatch-Rudel herausfordert.
Wie den gegen Hyundai i30, Megane RS und GTI TCR bei auto motor und sport, wo sich der ST „in die Herzen und auf Platz eins kurvt“ – und das so kompetent, „dass man den RS (fast) nicht vermisst“.Bei auto motor und sport geht es gegen den Mercedes A250 und den ungekrönten Ligakönig Golf GTI. Der herzergreifend performende Focus ST muss hier allerdings zur Kenntnis nehmen, dass gekonnte Kurven-Choreos und leidenschaftlicher Antriebspunch der humorlos gerechten Vergabe von Vergleichtstestpunkten nicht immer gewachsen sind. Was in diesem Fall bedeutet: Platz drei von drei. Die Auto Bild wiederum setzt den ST auf die Fährte des Skoda Octavia RS. Auch hier zeigt sich, dass selbst fahrvergnügten Kompaktperformern Alltagstalente gut zu Gesicht stehen. „Viel Fahrspaß zum fairen Kurs“ heißt es in der Endbilanz. „Ginge es nur danach, wäre der Ford Focus der einsame Sieger“. Hätte, würde, wäre. Leider muss sich aus Ford-Sicht auch hier der Konjunktiv der nackten Alltagsrealität beugen: Der „ganzheitlichere“ Skoda gibt dem Heißblüter aus Kölle das Nachsehen. Thats drive … 

Besser läuft das Match gegen BMW 128 ti
und erneut den Golf GTI (ohne TCR-Zusatz). „Der Ford ist einfach konsequent“, heißt es im Resümeevon der Auto Bild. Weil er eben nicht „alles unter einen Hut bekommen“, sondern „einfach Fahrspaß bieten will“. Etwas anders geht die gleiche Vergleichskonstellation bei auto motor und sport aus. Da bleibt der „handgeschaltete, turbodrückende“ und „energische Fahrfreude zum fairen Preis“ vermittelnde ST zwischen Sieger GTI („Leistung, Lenkpräzision, gefühlsechtes Handling und überzeugender Komfort zum annehmbaren Preis“) und BMW stecken. 

Gegen die Clubsport-Version des Golf GTI
und den Hyundai i30N in Performance-Ausführung, einen der jungen Fixsterne am Hot-Hatch-Firmament, muss er sich wiederum bei Auto Bild bewähren. Was ihm zumindest ergebnistechnisch misslingt: Dritter Platz für den „konsequent sportlichen, aber auch hemdsärmligeren“ ST hinter dem unerreicht allroundigen Clubsportler und dem heißen Koreaner. Bei der Auto Zeitung, die den ST gegen BMW 128ti und ebenfalls i30N ausspielt, landet der Focus ST auf einem starken zweiten Platz. Ganz oben auf dem imaginären Treppchen steht aber auch hier der ebenso teure wie fahrdynamisch hochveranlagte GTI Clubsport. Hyundai und BMW müssen sich anstellen.

Der versammelten Hot Hatch-Elite stellt sich
der geliftete Focus ST (Zusatzkürzel „X“)
im November 2022 bei der Auto Zeitung
Mercedes AMG A 45, Renault Mégane R.S. Hyundai i30 N, Audi RS3 BMW M240i und Mini Clubman John Cooper Works bitten zum Tanz in der grünen Eifelhölle auf und rund um den Nürburgring. Statt einer strengen Punktwertung gibt es eine vergnügliche Lesegeschichte, bei der die Testprofis Vorzüge und Schwächen der Protagonisten aus subjektiven, durchaus kontroversen Eindrücken und Vorlieben herausarbeiten. Die Eifelmeistertschaft sichert sich ohne Wenns und ohne Abers der M240i, einziger Hecktriebler der wilden Horde. Der Focus ST mit seinem „handgerissenen Getriebe“ und dem „knurrendem 2,3-Liter-Turbo-Vierzylinder“, hält sich wacker und die blaue Ford-Pflaume im Spiel, wie sich an Komplimenten und Respektsbekundungen leicht ablesen lässt. „Neutral-agile Balance“, „sauber abgestimmte Lenkung, williges Einlenken und spontanes, aber gut zu kontrollierendes Eindrehen“ und eine „Handschaltung à la Ford, knackig, präzise, lässig“. Sogar einen „intellektuellen Zug“ („beinahe zu analytisch, zu auskomponiert“) diagnostiziert ein Tester mit analytischer Feinsensorik ... 

Im April 2023 setzt auto motor und sport
erneut
den BMW 128ti auf den Focus ST X an. Und anders als in der Bundesliga-Tabelle bleibt auch in diesem „Frontkratzer-Duell“ Köln vor München, mit Merkmalen, die im sportiven Fahrgeschäft einfach als Big Points zählen. Der Focus sei „agiler“, lenke „bissiger ein“, gebe „detailliertere Rückmeldung“ und biete mit den optionalen Adaptivdämpfern eine „breite Spreizung zwischen Komfort und Sport“.

Bevor wirs jetzt ganz vergessen: In einer 
kaum beachteten Hot Hatch-Nische giert ja
noch die Turnier-Version des Focus ST darauf,
profane Transport- und Alltagsdiensten mit der einen oder anderen Kür in rhythmischer Fahrgymnastik aufzulockern. Eine mutige Entscheidung, so ein Auto auf die Räder zu stellen, die wohl eher dem Sportsgeist entsprungen ist als handfesten Absatzambitionen. Weniger talentiert als das kompakte Schrägheck-Sportpaket dürfte der Rucksackträger jedenfalls kaum sein, warum auch.

Das Fazit des ohnehin nicht für emotionale Ausbrüche
bekannten ADAC jedenfalls fällt verhalten aus.
Der „ziemlich eindimensionale“ ST sei zwar „äußerst agil, aber dadurch auf der Autobahn ziemlich nervös und gerade innerorts nicht allzu komfortabel“. Womit er sich allerdings auch von einigen Konkurrenten abhebe, „die dasThema Sport nicht immer so weit denken wie Ford“. auto motor und sport lässt den ST Turnier gegen Skodas Octavia RS antreten und knapp die Oberhand behalten. Die „ultradirekte“ und „sehr präzise“ Lenkung lasse den Fahrer „nie im Unklaren darüber, was an der Vorderachse passiert“, die Bremse agiere „transparenter und punktgenauer“. Man muss schließlich auch wissen, wo der Fahrspaß endet.


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